Wie feiert man Purim?
Geschichte
Purim ist ein eintägiges Fest, das am vierzehnten
Tag des Adar (dieses Jahr am 18. März) begangen
wird. Es gedenkt der Errettung der jüdischen Gemeinde
in Persien vor den teuflischen Mordplänen des Haman.
Die Ereignisse, die im Buch Esther beschrieben werden,
trugen sich im Jahre 450 vor der Zeitrechnung zu. Der
Name Purim leitet sich vom Wort pur ab, was Lotterie
bedeutet, die Methode, die Haman verwendet, um das Datum
auszuwählen, an welchem er seine Horden zu einem
allgemeinen Massaker auf die Juden loslassen wollte.
Die Pläne des Haman wiesen unheilvolle Parallelen
zu den Plänen vieler anderer Herrscher auf, die
über die Jahrhunderte jene Länder regierten,
wo Juden lebten. Die prekäre Art des Überlebens
der Juden in zahllosen Ländern der Diaspora, wo
ihr Leben oft von den Launen und Stimmungen der örtlichen
Herrscher abhing, wird in der Purim-Geschichte auf den
Punkt gebracht. Die plötzliche Wende der Geschehnisse
in der Purim-Geschichte, in der sich das Blatt unvermutet
gegen den Unterdrücker wendet und die jüdische
Gemeinde in die Lage bringt, sich selbst gegen Angriffe
zu verteidigen, hat einen Funken der Hoffnung und Ermutigung
für die unterdrückten und erniedrigten jüdischen
Gemeinden aller Jahrhunderte gebracht.
Das Fasten der Esther
Vor dem Purim-Feiertag, am 13. Adar, war es den Juden
in Persien durch ein königliches Dekret gestattet,
jeden von Hamans Verbündeten zu bekämpfen,
der versuchte, ihnen zu schaden. Sie begleiteten ihre
Kämpfe mit Gebeten und Fasten. In Erinnerung an
ihr Fasten ist es üblich, jedes Jahr am 13. Adar
zu fasten. Dieses Jahr fällt der 13. Adar auf Montag,
den 17. März. Das Fasten beginnt vor Sonnenaufgang
und endet etwa 35 Minuten nach Sonnenuntergang.
Machazit HaSchekel
Zusätzlich zur Verteilung von Geschenken an Bedürftige
ist es auch üblich, die Zeremonie Machazit HaSchekel
(halber Schekel) zu zelebrieren. In der Thora (Exodus
30:11-16) wird uns geboten, daß jeder Jude ab
dem 20. Lebensjahr einmal jährlich einen halben
Schekel für den Tempel spendet, um die Kosten der
öffentlichen Opfer zu decken. Die Talmud-Weisen
legten fest, daß diese Spenden während des
Monats Adar zu leisten seien, des Monats, in dem wir
Purim feiern.
Als Erinnerung an die halben Schekel, die zum Tempel
gebracht worden waren, spenden die Juden auch heute
noch eine ähnliche Summe für einen besonderen
wohltätigen Zweck. Um das Konzept des halben Schekels
aufrecht zu erhalten, haben spätere Gelehrte vorgeschlagen,
daß die finanzielle Einheit, die normalerweise
eine Hälfte bedeutet, verwendet werden soll, auch
wenn die zeitgenössischen Währungen abweichen:
zum Beispiel einen halben Dollar, ein halbes Pfund Sterling
usw. Da die Thora in diesem Zusammenhang die Worte "halber
Schekel" drei Mal nennt, geben wir drei Münzen,
die den oben genannten entsprechen.
Die biblische Einschränkung dieser Verpflichtung
auf Zwanzigjährige oder Ältere wird streng
gehandhabt; auch Kinder werden zum Spenden erzogen.
Die vier Mitzwot von Purim
Die mit Purim verbundenen Bräuche basieren auf
dem folgenden Zitat aus dem Buch Esther: "Und Mordechai
schrieb diese Dinge und sandte Briefe an die Juden ...
um sie zu versammeln, daß sie den vierzehnten
Tag des Monats Adar hielten ... daß sie dann Tage
des Fastens und der Freude verbringen sollten, und daß
sie einander Speisen schickten und Geschenke für
die Armen. Und die Juden nahmen es auf sich, dies zu
tun ... und auf ihre Abkömmlinge, und auf alle,
die sich ihnen anschlossen ... daß sie diese zwei*
Tage entsprechend dieses Schreibens und entsprechend
der vereinbarten Zeit hielten, jedes Jahr. (Esther,
9:20-23:27)
*Da die Hauptstadt Schuschan am fünfzehnten feierte,
sollten Städte wie Schuschan, die seit den "Tagen
des Joschua" von einer Mauer umschlossen waren,
Purim einen Tag später feiern, am 15. Adar. Dieser
Tag wird nun Schuschan Purim genannt. In Jerusalem wird
Purim am 15. des Monats gefeiert, statt am 14.
Das Lesen der Megilla
Sowohl Männer als auch Frauen sind aufgefordert,
der Lesung der Megilla zwei Mal zuzuhören; am Abend
des 17. März und am darauffolgenden Tag, dem 18.
März. Auch Kinder sollte man dazu erziehen, diese
Pflicht zu erfüllen, und die Synagoge zu besuchen.
Viele folgen dem Brauch, jedes Mal wenn der Name Hamans
erwähnt wird, Lärm zu machen oder "Ratschen"
(lärmendes Spielzeug) zu wirbeln. Dieser Brauch
stammt aus dem biblischen Gebot, "den Namen Amaleks
auszulöschen", des ersten Gegners, der die
Juden nach ihrem Auszug aus Ägypten angriff (Haman
war Abkömmling der Familie Amaleks).
Mischloach Manot
Purim ist ein Fest der Einheit und Freundschaft, durch
die es gelungen war, das Wunder geschehen zu lassen.
Dieser Einheit und Freundschaft wird gedacht, indem
man Freunden und Angehörigen Speisen zum Geschenk
macht. Um dieser Verpflichtung nachzukommen, sendet
man ein Geschenk, das aus mindestens zwei verschiedenen
Sorten eßfertiger Lebensmittel besteht, an mindestens
eine Person. Diese Geschenke sollten durch einen Dritten
überreicht werden, denn sie werden in der Megilla
"Mischloach Manot" genannt (das Senden von
Geschenken).
Geschenke für Bedürftige
Sich um Bedürftige zu kümmern, ist während
des ganzen Jahres Pflicht des Juden. Doch dem Purim-Fest
wird eine besondere Bedeutung verliehen, wenn wir armen
Menschen helfen, ihr eigenes Purim feiern zu können
und so zeigen, daß wir immer noch ein Volk sind,
das durch einen gemeinsamen Bund vereint ist. Mordechai
und Esther haben bestimmt, daß Purim auf diese
Weise gefeiert werden soll. Die Mitzwa ist erfüllt,
wenn man mindestens zwei bedürftigen Menschen Geschenke
macht. Maimonides hat festgehalten, daß man für
die Mitzwa, Bedürftige zu beschenken, höhere
Aufwendungen machen soll als für alle anderen Mitzwot
von Purim. Man sollte auch kleine Kinder anhalten, diese
Mitzwa zu erfüllen.
Die Purim-Mahlzeit
Ein vierter Purim-Brauch lautet "Eßt, trinkt
(laut Talmud soll man Alkohol trinken) und seid fröhlich".
Man sollte am Purim-Tag ein festliches Familienmahl
veranstalten. Üblicherweise beginnt die Mahlzeit
am Nachmittag und dauert bis in die Abendstunden.
Maskierung
Es gibt viele Begründungen, warum man zu
Purim Masken und Kostüme trägt. Eine davon
basiert auf der Tatsache, daß G'ttes Name kein
einziges Mal in der Megilla erwähnt wird. Dennoch
spüren wir in den ausführlichen Details der
Megilla die unverwechselbare Präsenz der G'ttlichen
Vorhersehung. Je genauer wir die Begebenheiten im menschlichen
Leben betrachten, desto mehr entdeckten wir, daß
jeder "Zufall", jedes nebensächlich wirkende
Ereignis bis ins Detail von der Hand des Allmächtigen
gelenkt wurde. Auf die gleiche Weise soll das Konzept
der Maske die Art und Weise ausdrücken, in der
G'tt die Geschehnisse von Purim lenkte. ER hat sie gelenkt,
wenn auch nicht sichtbar, als hätte ER eine Maske
getragen.