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Gedanke der Woche, Paraschat Wajakhel :
Das ändert – was?
Wie oft haben Sie schon den Satz
gehört „Das ändert alles“? Jedes
Mal, wenn auf der Welt etwas Wichtiges geschieht –
eine kulturelle Bewegung, eine aufregende Neuigkeit,
ein großer sportlicher Sieg, eine beliebte neue
Fernsehserie oder ein neues Automodell -, behaupten
die Leute, „Das ändert alles“ oder
„Das Leben wird nie mehr so sein wie bisher“.
Die Wahrheit ist: Das könnten wir fast immer sagen!
Wenn Sie den Weg zur Arbeit wechseln, ändern Sie
alles. Hätten Sie den anderen Weg gewählt,
wären Sie früher oder später angekommen;
vielleicht hätten Sie einen Unfall gehabt oder
einen Freund getroffen. Und wenn Sie zu arbeiten beginnen,
wer könnte sagen, was diese paar Minuten mehr oder
weniger bewirken? Ein verpasster Telefonanruf hätte
Ihnen womöglich wichtige Informationen verschafft,
ein zufälliges Gespräch im Flur vielleicht
eine glänzende Idee. Sogar der Kaffee, den Esther
Ihnen bringt, kann Ihr Leben für immer verändern
– im kleinen Rahmen, gewiss, aber auch das ist
eine Veränderung.
Diese Woche lesen wir in Wajakhel vom Bau des Heiligtums.
Die Torah hat sich mehrere Kapitel lang auf dieses Ereignis
hinbewegt, und jetzt ist es so weit. Wichtig ist, dass
die Torah auch hier den freien Willen betont: „jeder,
der im Herzen bereit ist“, soll zum Bau beitragen.
Das fertige Bauwerk ändert alles für die Kinder
Israel. Endlich haben sie einen Ort, wo der Geist des
H-rrn unter ihnen wohnt. Die innere Kammer enthält
viel mehr, als der materielle Raum vermuten lässt.
Glanz und Mysterium befinden sich nun mitten unter dem
Volk. Dies ist der Ort, wo das Gesetz wohnen wird. Er
soll das Zentrum des Tempels sein, sobald dieser gebaut
ist, das Symbol unserer Verbundenheit mit den Mizwot
und unserer Pflicht, sie zu erfüllen. Und darüber
wird Ner Tamid, das Ewige Licht, brennen. Das ist ein
epochales Ereignis für die Juden.
Aber was ändert sich wirklich? G–tt war bereits
unter ihnen, lange vor dem Bau des Heiligtums. Sie hatten
die Gebote bereits empfangen, und sie waren das auserwählte
Volk, das diesen Segen der Welt verkünden sollte.
Nur eines ist anders: G-tt hat es uns leichter gemacht,
in seine Richtung zu schauen; er hat uns eine materielle
Tür gegeben, die wir benutzen können. Aber
wir konnten ihn auch vorher erreichen. Wir waren von
Anfang an fähig, ihm zu gehorchen oder nicht. Und
mit dieser Fähigkeit können wir jeden Tag
die ganze Welt ändern.
Der Standpunkt des Rebbe
Gedanken und Einsichten des Lubawitscher Rebbe
Wer das Gute will, begegnet auf Schritt und Tritt seinem
Gegenteil. Ist das gerecht? Es ist mehr als gerecht: Du
hast erst dann ein Recht auf das Gute, wenn du es selbst
entdeckt hast. Das größte Gute verbirgt sich
hinter dem Bösen und wartet darauf, dass du es findest.
Leitgedanken
„Und sie brachten das Heiligtum zu Mosche, das
Zelt und alle Möbel, die Klammern, die Bretter,
die Balken, die Pfeiler, das Fundament ... Und Mosche
sah all die Arbeit, und siehe, sie hatten sie vollbracht,
wie G–tt es geboten hatte ... und Mosche segnete
sie“ (Exodus 39:33-43).
„Und Mosche segnete sie“ – er sagte:
„Möge es G–ttes Wille sein, dass seine
Gegenwart im Werk eurer Hände wohne“ (Raschis
Kommentar).
„Die Menschen fühlen sich oft unzulänglich
angesichts einer spirituellen Herausforderung und glauben,
sie seien für das Höhere nicht geschaffen.
Einer behauptet vielleicht, er könne zwar sein
Verhalten bessern, aber er besitze nicht die geistige
und seelische Kraft, um seinen Charakter zu ändern.
Das, meint er, sei etwas für Menschen mit größerer
spiritueller Stärke. Dazu sagt die Torah: Tu deine
Pflicht. Tu dein Bestes, und errichte ein materielles
Gebäude; dann wird G–tt für die Seele
sorgen, die darin wohnt. Tu dein Bestes, um ein geeignetes
Gefäß zu werden; dann wird G–tt es
mit dem köstlichen Wasser füllen, das du jetzt
noch vermisst.“ (Rabbi Schneur Zalman von Liadi)
Einmal wurde ein Mann vor Rabbi Schneur Zalman von
Ladi als Heuchler beschimpft: „Er hält
sich für einen Chassid (einen „Frommen“)
und hat sich allerlei fromme Gewohnheiten zugelegt.
Er handelt wie ein wahrer Heiliger. Aber es ist alles
oberflächlich. Innerlich sind sein Geist und
sein Herz so grob und ungeläutert wie immer.“
„Nun“, sagte der Rebbe, „in diesem
Fall möge er das Ende finden, das der Talmud
für solche Leute ankündigt.“
Die Zuträger erschraken. Sie hatten den Rebbe
nur vor diesem Menschen „warnen“ wollen.
Welches schlimme Schicksal drohte der Rebbe ihm jetzt
an?
Rabbi Schneur Zalman erklärte: „In der
letzten Mischna der Abhandlung Pe’a erörtert
der Talmud, wann ein Armer einer guten Tat würdig
ist. Der Abschnitt schließt mit den Worten:
,Wer nicht bedürftig ist, und doch nimmt.. wer
nicht lahm oder blind ist, sondern nur so tut, soll
nicht sterben, ehe er es wird.’
Auch einer, der sich frömmer und mildtätiger
gibt, als er wirklich ist, wird eines Tages feststellen,
dass diese Eigenschaften zu einem Teil seines Charakters
und seines ganzen Seins geworden sind!“
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