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Gedanke der Woche, Paraschat Mischpatim:
www.alles-was-Sie-wissen-wollen.com
Was haben wir getan, ehe es das Internet
gab? Wie haben wir ein neues, interessantes Hähnchenrezept
für heute Abend gefunden? Wie haben wir uns über
Grundpfandrechte informiert, einen Job gefunden, ein
Haus gekauft oder mit Gleichgesinnten geplaudert? Und
wie haben wir erfahren, was zu tun ist, wenn ein Ochse
den Ochsen des Nachbarn verletzt?
Ochse? Welcher Ochse? Nun ja, es geht um den Ochsen
in Mischpatim, dem neuen Wochenabschnitt. Wenn Sie ihn
lesen, finden Sie darin ein Fenster zum Leben in der
Zeit unserer Ahnen. Die vielen Nuancen erlaubter Handlungen
in Bezug auf Diener (sechs Jahre Dienst — dann
Freiheit) und Wirtshausschlägereien („wenn
Männer streiten“, sagt die Torah), der richtige
Umgang mit Ochsen, die andere Ochsen verletzen, mit
Kindern, Bürgen oder offenen Gruben ... Die interessanten
Unterschiede zwischen einem Dieb, der tagsüber
einbricht, und einem, der nachts einbricht (wenn Sie
ihn identifizieren können, ist es nicht notwendig
und nicht erlaubt, ihn zu töten). Besitz, Polytheismus,
Unterdrückung, Darlehen, Wahrheit, Früchte,
Fleisch und so weiter.
Bevor es Lexika, Enzyklopädien und Bibliotheken
gab, hatten wir eine Quelle, die mehr Weisheit, Moral,
Gesetze, Geschichten, Riten, Biografien, Rezepte und
Pläne enthielt als alles andere – und das
in einem einzigen Buch!
Sie kennen die Geschichten der Torah – Adam, Noach,
Awraham, Joseph, Ruth, Erlösung aus der Knechtschaft,
Übergabe der Torah, Wanderung durch die Wüste.
Doch weit darüber hinaus ist die Torah eine weite
Landschaft voller spirituellem und praktischem Wissen
für jene Zeit und für unsere Zeit. Man stelle
sich vor, wie umfassend dieses Wissen ist. Damals konnten
nur wenige lesen und schreiben, und schon das geschriebene
Wort war eine Seltenheit, abgesehen von Geschichten
über Könige, mit Hieroglyphen geschrieben.
Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass einfache
Leute sich mit Philosophie und Literatur befassen können.
Natürlich haben sich Mosche und seine Freunde nicht
eines Abends hingesetzt und beschlossen, alles aufzuschreiben,
was ihnen einfiel, damit alle Juden Hühnersuppe
kochen und ein Heiligtum bauen können. Nein, das
enorme Wissen der Torah war ein Geschenk, ein Geschenk
für Mosche und die Tausende, die er anführte
– und ein Geschenk für Sie.
Selbst wenn Sie keinen Ochsen haben, gibt es noch Tausende
von Einzelheiten, die Ihr Leben bereichern und erweitern
können – im Ur-Internet der Einsicht, das
auch Sie geerbt haben.
Der Standpunkt des Rebbe
Gedanken und Einsichten des Lubawitscher Rebbe
Man übersetzt es mit „Bibel“ oder „Gesetz“,
aber das Wort bedeutet etwas anderes. Torah bedeutet „Anweisungen“.
Einerlei, welchen Teil der Torah du studierst, du musst
die Anweisungen finden, die sie dir erteilt.
Leitgedanken
„Wenn du meinem Volk Geld borgst, den Armen
unter euch“ (22:24).
Frage: Ein „gemilat chesed“
(Darlehen) ist etwas für Arme und Reiche. Warum
spricht die Torah nur von „den Armen unter euch“?
Antwort: Nach der Gemara (Bawa Mezia
75b) legen wir einen Stolperstein vor einen Blinden,
wenn wir jemandem ein Darlehen ohne Zeugen geben (Wajikra
19:14), denn der Schuldner könnte versucht sein,
den Kredit abzustreiten. Wenn wir aber Zedaka geben
(ein gutes Werk tun), sollen wir es diskret tun, damit
die Armen nicht in Verlegenheit geraten.
Auf diese wichtige Regel spielt unser Pasuk an: „Im
kesef talwe“ (Wenn du ein Darlehen gibst), „et
ami“ (tu es vor meinem Volk). Aber: „et
he’ani“ (Wenn du einem Armen hilfst),
„imach“ (soll es unter euch bleiben).
Ein Holzhändler von der Westküste besuchte
den vorigen Lubawitscher Rebbe, Rabbi Josef Jizchak
Schneerson, um seinen Rat und Segen zu erhalten. Nachdem
er das Anliegen des Mannes gehört hatte, fragte
der Rebbe: „Wie geht es deinen Kindern?“
„Großartig!“, antwortete der stolze
Vater. „Sie haben gute Noten — sie sind
zwei echte Genies! Bestimmt werden sie einmal an erstklassigen
Universitäten studieren!“
„Und was ist mit ihrer jüdischen Erziehung?
Warum schickst du sie nicht in den Religionsunterricht,
damit sie zu frommen und gebildeten Juden heranwachsen?“
„Rebbe ... Amerika ist eine andere Welt. Die
Gegend, in der sie leben ... ihre Freunde ... Es geht
einfach nicht.“
„Die Torah gilt für alle Orte und Zeiten“,
beharrte der Rebbe. „Auch für Amerika.
Du kannst und musst deinen Kindern eine jüdische
Erziehung ermöglichen.“
Aber der Geschäftsmann gab nicht nach. Der Rebbe
argumentierte, ermahnte und schimpfte; trotzdem blieb
sein Gast bei seiner Weigerung.
„Das verstehe ich nicht“, sagte er Rebbe
schließlich. „Weder ich noch mein Vater
waren jemals Kaufleute. Dennoch bist du den weiten
Weg von Kalifornien gekommen, um meinen Rat zu wichtigen
geschäftlichen Entscheidungen einzuholen. Andererseits
ist die Erziehung deiner Kinder das Gebiet, dem ich
und meine Vorfahren unser ganzes Leben geweiht haben
- aber hier du hörst nicht auf mich!“
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